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Das Brandschutzwesen der Hansestadt Wismar

Vom Ledereimer zur modernen Feuerwehr

Bildergalerie

1. Anfänge eines organisierten Löschwesens (1229 - 1858)

  • 1229 Erster urkundlicher Nachweis der Existenz der Stadt Wismar – gilt gleichzeitig als Gründungsjahr der Stadt

  • 1351 Als älteste Urkunde des Feuerlöschwesens unserer Stadt gilt eine Verordnung des Stadtrates. In einer so genannten Bürgersprache gibt der Rat bekannt, dass niemand zum Feuer laufen solle, der nicht fähig zur Hilfeleistung sei. In dieser Verordnung wird schon das Stehlen geretteter Sachen auf der Brandstelle unter Androhung des Todes bestraft.

  • 1516 Mecklenburg erstellt eine Polizeiordnung in niederdeutsch. Die Bürgerschaft befiehlt vierteljährlich in allen Häusern die Feuerstätten zu kontrollieren. Nicht ordentlich errichtete Feuerstätten, von denen ein gefährlicher Brand ausgehen könnte, sollen kompromisslos abgerissen werden. Unvorsichtig handelnden Personen drohen gebührende Bestrafungen.

  • 1659 Feuerschauen (Brandschutzbegehungen) erfolgen bereits straßenweise in den einzelnen Häusern. Eine vom Rat veranlasste Geldsammlung ergibt 189 Mark und 9 Schillinge für die Anschaffung einer Handfeuerspritze, die bei der St. Marienkirche untergebracht wird.

  • 1736 Die Mahnung, nach der Ernte die Feuerordnung einzuhalten und während der Ernte nicht den Kirchgang zu versäumen, wird fortan in den Monaten Juli oder August von der Kirchkanzlei verlesen.

  • 1803 Im städtischen Bau- und Zimmerhof am Ende der unteren Bauhofstraße verschiedene Materialien der städtischen Feuerwehr, u.a. auch Türen, die man bei Feuer über die Grube (am Gewölbe) zur Anstauung des Wassers braucht.

  • 1855 Die Firma Bachmann in Berlin liefert eine neue Feuerspritze, stationiert in der St.-Marien-Kapelle.

  • 1858 Gründung der Feuerlöschpolizei unter der Leitung von Senator Strempel. Die Feuerwehr besteht aus 1 Brandmeister, 1 Oberfeuerwehrmann und 26 Feuerwehrmännern. Nach einer Übungsvorschrift der Berliner Feuerwehr werden der damaligen jungen Wehr die nötigsten Kenntnisse vermittelt. Die neue Einrichtung bedeutet für die damaligen Verhältnisse eine wesentliche Verbesserung für das Löschwesen der Stadt Wismar.

2. Die Bürgerfeuerwehr und die Städtische Feuerwehr (1859 - 1928)

  • 1859 Gründung der freiwilligen Feuerwehr in Wismar, welche sich zu dem Zeitpunkt „Bürgerfeuerwehr“ nennt.

  • 1862 Der Rat weist die Anschaffung von Tuchjacken an. Diese bleiben aber Eigentum der Stadt. Sie dürfen nur beim Löschdienst getragen werden und müssen acht Jahre halten. Eine Bauordnung der Stadt besagt, dass die Außenmauern der Häuser aus unverbrennlichem Material zu bauen sind.

  • 1869 Der Rat mietet zwischen der Gerberstraße und der Weberstraße eine Wagenremise zur Unterbringung der Gerätschaften vom Spritzenhaus der Georgenkirche, welches marode ist.

  • 1891 Auf den Wismarer Kirchen sind Blitzableiter angebracht. Da aber noch nicht erwiesen ist, dass ein Blitzableiter auf einem der Wismarer Kirchtürme tatsächlich ein Blitz ableiten kann, sollen die seit alters her üblichen Gewitterwachen auf den Türmen bestehen bleiben.

  • 1903 Auf dem kleinen Exerzierplatz probiert man öffentlich zum ersten Mal eine „Minimax“ – Feuerlöscher aus. Bei Anwesenheit vieler Schaulustiger gelingt der Versuch „vorzüglich“. Die kleinen Handfeuerlöscher sind schnell populär. Sie bewähren sich besonders bei Wohnungsbränden.

  • 1905 Die Wismarer Bürgerausschusssitzung bewilligt 12.500 Mark für ein Feuerwehrdepot beim Wasserwerk neben dem Turnplatz, welches aber nie gebaut wurde.

  • 1909 Die neue Wache am Eingang der Hegede erhält für alle sichtbar eine Gaslaterne mit rotem Glas und der Aufschrift „Feuerwehr“.

  • 1912 Hafeningenieur Kiesewetter übernimmt als Leiter die Feuerwehr. Er beginnt einen mehrwöchigen Kursus bei der Hamburger Berufsfeuerwehr. Kiesewetters politische Haltung ist reaktionär, was er auch äußerlich zeigt. Seit dem 26. Juli 1913 trägt er die preußisch-deutsche Uniform.

  • 1913 Aus der Feuerwehrremise in der Hegede entsteht ein Wachlokal.
  • 1921 Größere Betriebe, wie Waggonfabrik und Zuckerfabrik, richten Betriebsfeuerwehren ein.

  • 1924 Für 140.000 Reichsmark soll auf dem Werth’schen Grundstück an der Frischen Grube ein neues Feuerwehrdepot entstehen.

  • 1928 Wismar ist die drittgrößte Stadt Mecklenburgs und zurückliegende Brände zeigen, dass die Feuerwehrausrüstung nicht mehr zeitgemäß ist. So verfügen beispielsweise die Waggon- und Zuckerfabrik bereits über moderne Motorspritzen, die aber bei einem Brand erst eingreifen dürfen, wenn sie speziell angefordert werden. Die Stätische Feuerwehr gerät wiederholt in Kritik, dass die Motorspritze zu primitiv und eine Automobilspritze notwendig ist. Darauf das Argument: „Eine Automobilspritze sei sehr teuer. Für ein Prachtfeuerwehrhaus ist aber Geld vorhanden“. Dieses Haus passt nicht in die Frische Grube, es ist viel zu groß und liegt an einem Ort, wo kaum jemand hinkommt.

3. Eine Berufsfeuerwehr entsteht (1928 - 1949)

  • 1928 Am 05. September wird die Feuerwache in der Hegede geräumt. Von hier und allen anderen Stellplätzen und Remisen kommen die Gerätschaften zur Marienkirche. Anschließend geht es ins neue Feuerwehrdepot an der Frischen Grube. Durch die Teilung in „ständige Feuerwehrleute“ und “Reservefeuerwehrleute“ ist aus der Wismarer Freiwilligen Feuerwehr eine Reservefeuerwehr geworden.

  • 1933 In einem Festakt erfolgt die Ernennung von Brandinspektor Kiesewetter zum Branddirektor. Der Rat der Stadt hat dieses zum Zeichen der Anerkennung beschlossen.

  • 1934 Aus der „Ständigen Feuerwehr“ ist noch immer keine Berufsfeuerwehr geworden. Die Übernahme ins Angestelltenverhältnis ist bisher nicht erfolgt.

  • 1937 Durch Anerkennung der öffentlichen Feuerwehr als Berufsfeuerwehr erhält diese gleichzeitig den Charakter der Polizeiexekutive. Die Berufsfeuerwehr Wismar ist damit die jüngste Feuerwehr Deutschlands. Sie besteht aus einem Brandinspektor, 2 Oberfeuerwehrmännern, 13 Feuerwehrmännern und einem Telefonisten. Auch der völlig unzureichende Zustand des Fuhrparks und die Geräteausrüstung werden auf den modernsten Stand der Technik gebracht, sodass die Wismarer Feuerwehr für die Größe der Stadt in jeder Beziehung als mustergültig anzusehen ist.

  • 1938 Der Hafenfeuerschutz wird durch den Schleppdampfer „Walfisch“ versehen.

  • 1938 Im Zuge der Neuordnung des Feuerlöschwesens erfolgt die Übernahme der Männer der Berufsfeuerwehr in das Beamtenverhältnis. Aus der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr entsteht eine Einheitsfeuerwehr. Sie haben 36 Stunden Dienst und 24 Stunden Freizeit.

  • 1945 Bei Kriegsende sind fast alle Feuerwehrgeräte beschädigt oder abhanden gekommen. Erst am 3. August 1946 meldet die „Landeszeitung“, die Feuerwehr des Kreises Wismar ist wieder voll einsatzbereit.

  • 1947 Die Berufsfeuerwehr wird dem Rat der Stadt unterstellt und kehrt wieder in die Stadtverwaltung zurück. Die umfangreiche Aufgabe des vorbeugenden Brandschutzes kann sie nicht allein bewältigen. Zur Überprüfung aller Feuerstellen der Stadt zieht man nicht nur die Schornsteinfeger heran, sondern bildet auch Brandschaukommissionen.

  • 1949 Die Wismarer Berufsfeuerwehr wird der Landesregierung in Schwerin formal unterstellt. Durch die Verordnung über das Brandschutzwesen wird der Feuerwehr die erste gesetzliche Grundlage für ihre Tätigkeit gegeben.

4. Das Löschwesen in der DDR (1949 - 1989)

  • 1949 Mit der Gründung der DDR beginnt auch für die Feuerwehr ein neuer Entwicklungsabschnitt. Durch die Einführung der Bezirksgebietsreform erfolgt eine weitere Forcierung des Unterstellungsverhältnisses. So wird die Feuerwehr auch für polizeiliche Maßnahmen in Anspruch genommen. Zum Schutz der Stadt ist eine kasernierte Unterbringung der Feuerwehrangehörigen notwendig.

  • 1950 Die Berufsfeuerwehr wird der Deutschen Volkspolizei angegliedert und in Volkspolizei Kreisamt, Abt. Feuerwehr umbenannt. Den Krankentransport übernimmt das Deutsche Rote Kreuz.

  • 1952 Um die Sicherheit und den Brandschutz im Seehafen zu gewährleisten, besteht die dringende Notwendigkeit, das Kommando „Feuerlöschbot zu bilden. Die Indienststellung des Bootes „Freundschaft“ bedeutet die offizielle Bildung des Kommandos „Feuerlöschboot“. Liegeplatz ist der Schuppen neben der Fischhalle am Alten Hafen. Das Löschboot wurde 1962 nach Stralsund überführt und übergeben.

  • 1953 Das Kommando „Feuerlöschboot“ erhält ein neues Dienstgebäude mit Bootsschuppen gegenüber der Werft.

  • 1954 Mit der Erweiterung des Kommandos „Feuerlöschboot“ wird das Feuerlöschboot „Fortschritt“ (18-4) beschafft. Bis 1973 war das Löschboot im Einsatz.

  • 1962 Das Feuerlöschboot „IBIS“ (32-2) wird in den Dienst gestellt. Bis zur Verschrottung 1982 leistete es den Dienst im Kommando Feuerlöschboot.

  • 1963 Der Rat der Stadt pachtet für die Freiwillige Feuerwehr Wismar das Grundstück Gerberstraße 14a. Die Kameraden leisten bei der Instandsetzung des Gebäudes viele freiwillige Aufbaustunden.

  • 1970 Der Rat der Stadt kauft das Grundstück Gerberstraße 14 als Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr Wismar.

  • 1973 Das Feuerlöschboot „23-4“ wird im Kommando Feuerlöschboot in den Dienst gestellt.

  • 1974 Die Volkskammer der DDR verabschiedet ein neues Brandschutzgesetz, welches die Basis für die weitere Arbeit der Feuerwehr bildet.

  • 1982 Das Feuerlöschboot „40-2“ wird in den Dienst gestellt. Gebaut auf der Jachtwerft Berlin, eignet es sich für den selbstständigen Einsatz bei Feuerlösch-, Bergungs- und Rettungsarbeiten in den Seehäfen, auf Reede und im Bereich der Küste – auch außerhalb der Hoheitsgewässer.

  • 1988 Im Wismarer „Kurt-Bürger-Stadion“ wetteifern im Mai bei den XIV. Internationalen Wettkämpfen im Feuerwehrkampfsport 9 Mannschaften aus sozialistischen Staaten.

  • 1989 Der Beginn der politischen Wende in der DDR bedeutet auch eine Wende für die Feuerwehr. Es besteht schon lange ein Unmut über die Zugehörigkeit zum Ministerium des Innern.

5. Die Feuerwehr nach der politischen Wende (ab 1990)

  • 1990 Mit der Bildung der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern wird die Feuerwehr aus der Polizei herausgelöst und den Kommunen zugeführt. Wismar erhält vielfältige Unterstützung aus der Hansestadt Lübeck, so z.B. durch die Übergabe eines Rettungstransportfahrzeuges zu Ausbildungszwecken.

  • 1990 Es erfolgt die Auflösung der Kommandos „Feuerlöschboot“ und die Boote „23-4“ und „FLB 40-2“ werden nach Rostock überführt.

  • 1991 Die Feuerwehr wird am 1. Januar kommunalisiert. So wird die Feuerwehr künftig zentrale Rettungseinsatz-Leitstelle. Über sie werden ebenfalls die dringlichen Hausbesuche, Schnelle Medizinische Hilfe und der Krankentransport koordiniert. Deutsches Rotes Kreuz, Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfallhilfe und andere Hilfsorganisationen werden dabei eingebunden.

  • 1992 Am 1. November findet die Verbeamtung der Berufsfeuerwehr statt.

  • 1993 Die Leitstelle ist auf dem modernsten Stand der Technik und weiterhin im Haus der Berufsfeuerwehr in der Frischen Grube untergebracht.

  • 1996 Die bautechnische Überprüfung des Gebäudes der Freiwilligen Feuerwehr in der Gerberstraße ergeben, dass dieses baufällig ist. Aus diesem Grunde zieht die Freiwillige Feuerwehr vorläufig in das Feuerwehrgebäude der Berufsfeuerwehr ein.

  • 1997 Es bilden sich aus organisatorischen Gründen zwei Ortsfeuerwehren, eine hat ihren Sitz im neu errichteten Gerätehaus am Friedenshof und die andere verbleibt im Gebäude der Berufsfeuerwehr. Die Ortsfeuerwehren Friedenshof und Altstadt.

  • 1999 Die Leitstelle des Landkreises mit Sitz in Grevesmühlen wird aufgegeben und zieht in die Leitstelle nach Wismar zur Berufsfeuerwehr.

  • 2000 Die Jahrtausendwende wird ohne befürchtete Ausfälle bei der Rechentechnik und auch ohne nennenswerte Einsätze in Wismar begangen.

  • 2005 Die Leitstelle von Nordwestmecklenburg und der Hansestadt Wismar bei der Berufsfeuerwehr wird aufgelöst und das Personal geht in die Integrierte Leitstelle Schwerin über. Alle Einsätze werden fortan für Schwerin, Parchim, Ludwigslust, Nordwestmecklenburg und Wismar von dort geführt.

  • 2012 Die Berufsfeuerwehr muss sich aus dem Rettungsdienst zurückziehen, da durch die Gebietsreform der Eigenbetrieb des Landkreises Nordwestmecklenburg nun auch Träger des Rettungsdienstes in der Hansestadt ist.

  • 2016 Der Leiter der Feuerwehr, Brandrat Wolfgang Schmidt, geht in den wohlverdienten Ruhestand und übergibt nach 29 Jahren die Leitung an Stadtbrandamtsrat Ronny Bieschke.



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